Die Phileasson-Saga: Nordwärts (Band 1) (Bernhard Hennen & Robert Corvus)

Kurzweilige Überraschungslektüre

Der erste Band der Phileasson-Saga war für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Überraschungslektüre. Auf der Suche nach Inspiration für neuen Lesestoff bat ich um Empfehlungen aus dem Bereich Fantasy, und diese Reihe wurde mir mehrfach ans Herz gelegt. Also ging ich das Wagnis ein, mir den ersten Band zu kaufen ohne mich im Vorfeld informiert zu haben, worum genau es überhaupt gehen würde. Nicht einmal den Klappentext habe ich zuvor gelesen, sondern mich einfach völlig darauf eingelassen überrascht zu werden. Und immerhin habe ich bereits die Elfen-Reihe von Bernhard Hennen gelesen und sehr gemocht, so dass ich mich voraussichtlich nicht auf allzu dünnes Eis begeben würde.

Die Überraschung war in der Tat groß, als ich bereits auf der ersten Seite las, dass das Handelsschiff auf dem wir uns befinden gen Thorwal segelt! Augenblicklich begann mein Rollenspielerherz höher zu schlagen und innerhalb kürzester Zeit bestätigte sich, dass diese Reihe tatsächlich in der Welt des "schwarzen Auges" spielt. Als begeisterte ehemalige DSA-Spielerin war ich natürlich sofort Feuer und Flamme, mich auf eine Reise durch Aventurien begeben zu dürfen.

Bisher muss ich jedoch auch gestehen, dass diese Tatsache auch maßgeblich dazu beigetragen hat, meinen Leseeifer aufrecht zu erhalten. Ansonsten ist das Werk bisher eher durchschnittlich interessant. Die Story veäuft sehr geradlinig, ohne dass sie größere Überraschungen oder unvohrergesehene Wendungen bietet. Die Charaktere sind am Ende da, wo man sie auch ungefähr erwartet hätte. Auf etwas Packendes, wirklich unerwartetes, wartet man vergeblich.

Die Charaktere sind ebenfalls noch ohne wirklich tiefgründiges Profil, wie grob behauene Statuen, die auf den Feinschliff und das Herausarbeiten filigraner Details warten. Auch hier zeigen sich keine sonderlichen Überraschungen was Verhalten und Charakterzüge betrifft, so dass die Geschichte tatsächlich ein wenig vorhersehbar ist.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt, die aller Voraussicht nach 12 Bände umfassen wird. Zumindest hat es den Anschein, dass auf jede Aufgabe im Wettstreit zwischen Phileasson und Beorn ein kompletter Roman kommt, was sich bisher tatsächlich so abzeichnet. Außerdem würde es natürlich sehr gut zum zwölfgöttlichen Pantheon der DSA-Welt passen.
Unter diesem Gesichtspunkt neige ich dazu, den kompletten Roman als Prolog der Reihe zu betrachten, der einen in Stimmung bringt, ehe die Geschichte Fahrt aufnimmt und die Charaktere an Tiefe gewinnen.

Trotzdem bot der Roman unterhaltsame Stunden, war zwar vorhersehbar aber nicht langweilig. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, wie ich es von anderen Hennen-Romanen gewohnt bin.
In jedem Fall bin ich gespannt auf den zweiten Teil der Reihe, der hier schon zum lesen bereit liegt, und freue mich darauf herauszufinden ob die Spannung in dessen Verlauf steigen wird, oder es weiterhin seichte Unterhaltung für DSAler bleiben wird.

Fazit: Wer nicht die große Spannung sucht, aber mit kurzweiliger Lektüre einen gemütlichen Abend verbringen will, der ist hier an der richtigen Adresse. Und für erprobte DSAler bietet das Setting einen zusätzlichen Leseanreiz.

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