Die Sehnsucht nach dem gedruckten Buch

Ich bin seit vielen Jahren ebook-Leserin, und das aus Überzeugung. Ursprünglich eine vehemente Verfechterin der These "nur ein gedrucktes Buch ist ein gutes Buch", wurde ich schnell eines Besseren belehrt, nachdem ich mich aus rationalen Gründen schließlich für einen ebook-Reader entschieden hatte. Hauptgrund war schlicht und ergreifend Platzmangel, meine Wohnung gab einfach kaum Platz her um Bücherregale unterzubringen. Aber einfach ein Buch kaufen und es danach wegwerfen, das fand ich dann doch zu schade um es als wirkliche Alternative anzusehen.
So kam ich zum ersten Mal auf den Gedanken, einen Reader anzuschaffen, und schnell fielen mir weitere Vorteile ins Auge:
  • Das Gerät ist handlich, egal welchen Roman man gerade liest, selbst ein Hardcover mit 800 Seiten ist reduziert auf das Format eines Taschenbuchs und das Gewicht einer Zeitschrift.
  • Es ist unheimlich platzsparend, da man nicht unzählige Regale in der Wohnung unterbringen muss, um seine Printausgaben zu horten. 
  • Ebooks sind ein paar Euro günstiger als Prints, was ab einer gewissen Menge Bücher die man jährlich liest durchaus ins Gewicht fällt.
  • Man kommt nicht in die Verlegenheit unterwegs zu sein, und keinen Lesestoff mehr zu haben, sollte man ans Ende der aktuellen Lektüre gelangen. Schließlich passen Hunderte von Büchern auf einen einzigen Reader.
  • Lesen bei egal welchen Lichtverhältnissen ist möglich, da die modernen Geräte alle über eine integrierte Hintergrundbeleuchtung verfügen, welche sich individuell an die gerade bestehenden Bedürfnisse anpassen lässt.
  • Bonus bei meinem neuen Modell: lesen in der Badewanne ganz ohne Angst! Der Reader ist nämlich wasserdicht. Eine Printausgabe würde ein Vollbad kaum überleben, sollte sie versehentlich im Wasser landen. Und selbst wenn ihr dieses Schicksal erspart bleibt, der heiße Wasserdampf allein kann schon für gewellte Seiten sorgen.

Innerhalb kurzer Zeit war ich also meine Einstellung "lesen macht nur Spaß wenn man das Buch fühlen und riechen kann" los! Der Reader hatte mich überzeugt und seither kamen mir keine Printausgaben mehr ins Haus.

Doch nachdem ich nun jahrelang glücklich und zufrieden mit dem reader gelebt und gelesen habe kommt sie nun immer öfter in mir auf, die heimliche Sehnsucht nach den Printausgaben. Genau genommen, seit ich begonnen habe mich mit dem Bloggen zu beschäftigen. Denn ein ebook mag viele Vorteile bieten, aber eine Tatsache lässt sich nicht verleugnen: ein Print sieht einfach viel schöner aus! Ich bewundere die Buchfotos anderer Blogger und werde jedes Mal ein klein wenig neidisch, lassen sich Bücher doch einfach viel besser in Szene setzen als ein ebook auf nem Reader. Ein Buch hat ein ganz anderes Format als ein platter Reader. Außerdem verlieren die meisten Cover alleine dadurch schon, dass sie auf den "klassischen" Readern (also der knappen handvoll Herstellern, die von den meisten ebook-Lesern genutzt werden) nur in S/W abgebildet sind.
Außerdem sieht ein liebevoll gestaltetes Bücherregal einfach unglaublich toll aus in der Wohnung. Auch hier werde ich ganz neidisch, wenn ich so manches Regal auf fremden Blogs bewundern darf. Dann wünsche ich mir, auch die Möglichkeit zu haben meine Lieblinge zur Schau zu stellen, damit alle Welt sie sehen kann.

Doch leider hat sich an der Tatsache noch nichts geändert, dass in der Wohnung kein Platz für ein Bücherregal ist. Und da ich viel unterwegs lese ist das ebook-Format immernoch bequemer für mich als ein dicker Roman in der Handtasche. Ein Buch doppelt kaufen, um es einmal im Regal auszustellen, und es auf dem Reader zu lesen ist viel zu teuer (lesen ist ja eh ein nicht ganz billiges Hobby).
Ich behelfe mir also damit, hin und wieder ein wenig zu träumen. Davon, dass in 20 Jahren oder so die Kinder aus dem Haus sind, und ich ein ehemaliges Kinderzimmer leerstehen habe. Dort werde ich mir ein Leseparadies einrichten, das ich in Gedanken schon jetzt immer wieder neu gestalte. Und bis dahin werde ich weiter ebooks lesen.

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