Die Klinge des Schicksals (Markus Heitz)

Eine Heldin, nicht vom alten Eisen


Die "Heldin der Nation", bereits über 60 Jahre alt, zieht ein weiteres Mal aus, um dem Schicksal im Namen des Guten zu dienen. Aber ist wirklich immer das gut, was es auf den ersten Blick zu sein scheint? Eine Frage, deren Antwort sie mit ihren - im Laufe ihrer Reise eingesammelten - Gefährten zu ergründen sucht.

Nachdem ich vom letzten Heitz-Roman den ich gelesen habe eher enttäuscht war, hatte ich große Hoffnungen, diesmal positiver überrascht zu werden. Und sie wurden nicht enttäuscht - im Gegenteil. Hier hatte ich endlich wieder einen richtig guten Heitz in Händen, der sehr viel Spaß gemacht hat zu lesen. Zum einen fand ich persönlich es Klasse, dass er endlich wieder einen "echten" Fantasy-Roman geschrieben hat, in einer eigenen Welt. Auch wenn viele seiner Urban-Fantasy-Werke mir ebenfalls gut gefallen, die "klassische" Fantasy empfinde ich viel mehr als sein Ding.
Und wie schon ganz zu Beginn seiner Schaffenszeit mit Ulldart hat Heitz hier wieder eine eigene neue Welt geschaffen, in die man problemlos abtauchen und in der man sich heimisch fühlen kann. Naja, fast, wenn da nicht die tödliche Bedrohung durch die Wildnis lauern würde, die ihre Ausläufer unaufhaltsam nach Nankan vorschiebt.


 
Zum Glück gibt es ein paar mutige Helden, die es sich zum Ziel gemacht haben, der Wildnis Einhalt zu gebieten. Und die Heldentruppe, die sich nach und nach zusammen findet, ist wirklich zum gern-haben! Es macht einfach Spaß, die sozialen Interaktionen innerhalb der Gruppe zu verfolgen, die einzelnen Charaktere immer besser kennen zu lernen, und mit ihnen mitzufiebern, wie der Kampf gegen das Böse sich wohl für sie wenden wird. Überhaupt finde ich es eine der größten Qualitäten überhaupt von Heitz, dass er immer wieder neue, ungewöhnliche und individuelle Charaktere zu erschaffen vermag, die Tiefgang haben und nicht in der Masse der 08/15-Romanhelden untergehen.

Die Story an sich wird vor allem dadurch reizvoll, dass man stets das Gefühl hat, das große Gesamtbild nicht wirklich fassen zu können, irgendwie passt immer wieder ein Teilchen nicht richtig. Und je mehr sich abzeichnet, dass vieles ganz anders ist als es bisher zu sein schien, umso packender wird das Buch. Es fiel mir am Ende schwer, es noch aus der Hand zu legen.

Einziger Wehrmutstropfen war, besonders zum Ende hin, dass viele Situationen viel zu schnell bzw für den Leser einfach, gelöst werden. Nämlich einfach indem an einigen Stellen größere Zeitsprünge in der Story vollführt werden. Befinden sich Danèstra und ihre Gefährten gerade noch in einem südlichen Königreich und jagen Verschwörern nach, so sind sie zwei Kapitel später plötzlich im hohen Norden unterwegs - dank der Tatsache, dass im Roman mehrere Wochen vergangen sind, und dem Leser die Reise über den halben Kontinent vorenthalten wurde. Das mag einerseits dafür sorgen, dass der Umfang des Romans nicht zu gewaltig wird und langatmige, ereignislose Reisen das Lesevergnügen nicht schmälern. Andererseits hat man aber stets das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben. Denn welche Heldentruppe erlebt schon jemals eine ereignislose Reise?

Fazit: Trotzdem ist das Gesamtpaket für mich absolut überzeugend und ich habe das Buch sehr genossen. Eine ganz klare Leseempfehlung für jeden, der einer tiefgründigen Story hinter der Action-Fantasy nicht abgeneigt ist.
Ich bin ein wenig traurig darüber, dass Heitz diesmal einen Einteiler geschrieben hat, wo er sonst gerne mehrteilige Reihen schreibt. Ein kleines Fünkchen Hoffnung auf eine Fortsetzung irgendwann erhalte ich mir.

Kommentare