Ein Fall für Fuchs und Haas: Die Tote im Räucherofen (Band 1) - Ivo Pala
Ich habe mich mal wieder an etwas anderes gewagt, und mein Wohlfühlgenre, die Fantasy, verlassen. Seit jeher in Film und Literatur mein
Herzensgenre, worin ich mich so richtig wohl fühle und aufgehen kann. Etwas
anderes zu lesen bedeutet für mich grundsätzlich einen Schritt aus meiner Komfortzone
heraus. In der Tat sind es die Krimis, die mich neben der Fantasy am ehesten
reizen und zum lesen animieren können. Aber nur, solange sie nicht zu blutig
oder brutal sind und nicht zu sehr in Richtung Thriller gehen. Spannend, ja,
das sollen sie natürlich sein, aber eine gediegene Art von Spannung, nichts was
einen völlig aufkratzt.
Da die „Fuchs und Haas“-Krimis genau das zu bieten scheinen,
wie mir diverse Rezensionen vermittelt haben, standen sie schon eine Weile auf
meiner Leseliste, und endlich bin ich dazu gekommen, auch wirklich mal
reinzulesen.
Der Krimi spielt an der Ostsee, und ich bin sicher, für jeden der dort oben wohnt hat das örtliche Setting einen hohen Wiedererkennungswert.
Ich selbst bin weit davon entfernt, ein Küstenkind zu sein, ich
lebe seit jeher im tiefsten Westen, vom nächsten Meer trennen mich mehrere
hundert Kilometer Luftlinie. Mit dem Anteil an Lokalkolorit kann ich daher
nicht viel anfangen, aber mir gefällt das Bild des Küstenvolks, welches hier
gezeichnet wird – hart aber herzlich, und schon gar nicht auf den Mund
gefallen. Genau so mag ich die Menschen!
Besonders der Protagonist der Reihe, Komissar Bodo Fuchs,
ist ein Typ, der mich sofort anspricht. Harte Schale, weicher Kern, und dazu
verfügt er über einen herrlichen Zynismus, bei dem mir das Herz aufgeht. Ich
liebe schwarzen Humor. Dass seine Partnerin das völlige Gegenteil ist, ein
bisschen steif und zugeknöpft, ist zwar ein wenig klischeehaft, führt aber zu
unterhaltsamen Wortduellen.
Die Story an sich war tatsächlich spannender, als ich auf
den ersten Seiten vermutet hätte. Die Frage, ob die Hauptverdächtige nun
tatsächlich schuldig oder nicht ist hat mich fast wahnsinnig gemacht – denn
nahezu alle paar Seiten kamen neue Blickwinkel hinzu, welche die aktuelle
Überzeugung wieder ins Gegenteil haben kippen lassen. Und als ich endlich davon
überzeugt war zu wissen, was gelaufen ist – da kam dann doch alles nochmal ganz
anders als gedacht! Und so hat die Story sich als deutlich vielschichtiger
erwiesen, als ich zunächst geglaubt hatte. Wie ein Paket, bei dem erstmal in
jedem Karton ein weiteres Päckchen drin steckt, bis man sich durch mehrere
Lagen an das eigentliche Geschenk herangearbeitet hat.
Was ja bekanntermaßen Geschmackssache ist, das ist die
Schreibweise aus der Ich-Perspektive. Mein Lieblingsautor (der
selbstverständlich Fantasy schreibt) bedient sich ihrer sehr gerne, und nutzt
sie in fast all seinen Romanen. Daher bin ich mit ihr vertraut und lese sie
mittlerweile sehr sehr gerne.
Fazit: Für einen eingefleischten Krimifan mag das Buch vielleicht etwas
einfach daher kommen. Für jemanden wie mich, der Krimis wirklich nur zur
Abwechslung zwischendrin liest, und keinen Anspruch an extreme Hochspannung
hat, ist es genau das Richtige. Ein Protagonist, mit dem ich mich direkt
anfreunden kann ob seiner Art. Eine Story die zwar spannend, aber auch nicht zu
verworren und vor allem brutal ist. Und eine wunderbar bildliche Erzählweise,
die mein Kopfkino sofort triggert. Ein wunderbar unterhaltsamer
Feierabendkrimi, der von mir in Schulnoten eine glatte zwei bekommt!
Extrapunkte gibt es übrigens dafür, dass am Ende noch ein
paar originale Küstenrezepte zu finden sind. Solche kleinen Gimmicks finde ich
immer sehr toll, und die meisten Rezepte (mal abgesehen vom Aal, da schüttelt
es mich!) klangen wirklich lecker. Leider sind sie eher für Fleischfresser
gedacht, so dass ich als Vegetarierin nicht viel davon habe.
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